Florian Hoefner Trio

Die Atmosphäre der puren Eurphorie spürt man in jedem Stück von Desert Bloom

Desert Bloom

Der Pianist und Komponist Florian Hoefner ist weltweit in der Jazzszene präsent, mit der 2005 gegründeten Band “Subtone” und mit seiner “Florian Hoefner Group”. Aus dem fränkischen Höchstadt an der Aisch stammend, lebt Hoefner nach langjährigen Aufenthalten in Berlin und New York seit 2014 in St. John’s. Das ist die Hauptstadt der kanadischen Provinz Neufundland und Labrador, und dort hat Hoefner eine Professur an der Memorial University.

Die irisch und britisch geprägte Kultur und das raue Klima seiner Wahlheimat eröffnen dem Jazzpianisten anregende Inspirationsquellen.

Während der Pandemie brauchte Florian Hoefner viel Geduld. Manchmal bekommen Dinge unerwartet viel Zeit zu reifen und sich zu entwickeln. Das Leben des Pianisten wurde, wie bei Millionen anderen, von 100 auf 0 mit Beginn der Corona-Pandemie ausgebremst. Ein leerer Terminkalender, Zeit, die für Reisen und Konzerte eingeplant war, war plötzlich frei. Aber nicht frei, um gemeinsam mit seinen Bandkollegen zu proben oder an neuen Stücken zu arbeiten. Mehr als 2000 Kilometer sind es nach Toronto, wo Bassist Andrew Downing und Schlagzeuger Nick Fraser zu Hause sind.

Hoefner konnte also nur zurückgezogen bei seiner Familie in St. Johns komponieren, an gemeinsames Spielen war nicht zu denken. Neue Inspirationsquellen taten sich ihm auf, die verstärkte Beschäftigung mit Minimal-Music von Nico Muhly oder Philipp Glass etwa, mit der Musik der BluegrassBand “Punch Brothers” oder mit Literatur von Autor J.B. MacKinnon. All das hinterließ Spuren in Hoefners Schaffen, es beeinflusste ihn, es pflanzte Samen in eine Erde, die trocken und dürr war zu dieser Zeit. Eine Wüste der künstlerischen Einsamkeit lag vor ihm und natürlich auch vor tausenden anderen Kunstschaffenden. Wie lang würde es dauern, bis er wieder auf einer Bühne stehen würde? Wann könnte er endlich wieder mit seinen Bandkollegen auftreten? Alles ungewisse Fragen im Frühjahr und Sommer 2020.

Was aber bei anderen zu Stagnation, sogar zu Depression führte, ließ in Florian Hoefner etwas wachsen. Zum Aufblühen kam diese langsam und mit Geduld gereifte Musik dann im August 2021, als der Pianist nach schier unendlicher Wartezeit mit Nick Fraser und Andrew Downing in Toronto ins Studio gehen konnte. Seit März 2020 hatten die drei nicht zusammengespielt. Florian Hoefner hat deshalb sein Album auch „Desert Bloom“ genannt. Das ist ein Naturphänomen, das nur in besonders regenreichen Jahren auftritt, dann blüht die Wüste. Samen, die oft jahrelang im Wüstenboden liegen, gehen dann innerhalb weniger Tage auf und ein Meer aus Blumen breitet sich über den Wüstenboden aus. So ging es ihm und seinen Mitmusikern: Lang musste die Musik gezwungenermaßen warten und dann durfte sie umso prachtvoller aufblühen. Diese Atmosphäre, der puren Euphorie, die sich endlich bahnbrechen darf, spürt man in jedem Stück von „Desert Bloom“, mal auf leise, mal auf energetische, mal auf vertrackte Art. Drei Menschen haben sich danach gesehnt, wieder zusammen Klänge zu erschaffen und sie geben sich völlig diesem Moment hin. Klänge, die bezaubern, die mitreißen und die faszinieren. Klänge, die nach zähem Warten doch noch erblühen dürfen – die Geduld hat sich gelohnt